Hootenanny

1. 1. 2019 ||| Regnerisch ist der Abend und wie das ganze Jahr: viel zu warm.
Selbst bei unserem letzten Spaziergang treffen wir kaum Leute im Park; nur ein paar Jugendliche, die schon um 20 Uhr Raketen abfeuern müssen. Ich bin auch in diesem Jahr durch Feuerwerksvideos gut vorbereitet auf den Lärm; die Knallerei geht mir auf die Nerven, macht mich aber nicht verrückt.

In der Plantage rennt eine liebe Golden Retrieverin bei einem lauten Knall kopflos weg und bleibt gar nicht mehr stehen. Ich renne ein paar Hundert Meter mit ihr, denke sie will spielen, aber sie ist offenbar auf der Flucht. Wovor? Sie weiß es wohl auch nicht und so drehen wir um und rennen zu unseren Menschen zurück. Alleine komme ich nicht auf die Idee zu rennen. Etwas zusammenzucken und nach den Tausenden fallenden Sternen gucken, das ja, aber wegrennen. Nein.

Um Mitternacht gibt es eine Sondereinlage meines allabendlichen Zirkustrainings. Draußen knallen die Böller und Raketen und drinnen muss ich mich konzentrieren: Leckerli fangen und Leckerli auf der Pfote balancieren, bis ich sie fressen darf, und bei Fuß so eng gehen, dass Frauchen fast umfällt.

Danach geht erst Herrchen hinaus, die Nachbarn grüßen, die alle sauer sind, weil das deutsche Fernsehprogramm heute Abend so schlecht gewesen sein soll, dann geht Frauchen hinaus und Herrchen sitzt bei mir.

Wir schauen uns the Pipes & Drums of the 1st Battalion Scots Guards an, die in der BBC jedes neue Jahr mit Auld Lang Syne begrüßen. Jools Holland macht dann noch wie jedes Jahr ganz tolle Musik bei seinem Hootenanny und irgendwann ist es so spät, dass ich einschlafe.

Aber pünktlichst auf die Minute bin ich heute Morgen aufgewacht und habe gleich Herrchen geweckt. Er soll ja nicht aus Versehen den ersten Tag des Jahres verschlafen!

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Neuschnee

31. 1. 2019 ||| Während in den österreichischen Alpentäler vier Meter Schnee liegen, hat es hier bis gestern immer nur geregnet. Nun endlich hat es auch hier geschneit und der Schnee soll auch einen ganzen Tag lang liegen bleiben! Da macht das Toben im Garten gleich noch einmal so viel Spaß wie sonst.
Frauchen schüttelt den Schnee von der Eibe, die sich unter der Last beugt, während ich wie ein Geißbock über die Wiese und durch die Büsche tobe.

Eigentlich bin ich immer noch ein Kindskopf. Aber ich habe die Tagesabläufe genau drauf, weiß, wann jemand in den Keller geht, ohne mir Futter mitzubringen, und wann ich Futter bekommen werde. Ich weiß von allein, dass ich dann auf meiner Decke sitzen muss und nicht an der Treppe stehen und auf die Stufen sabbern darf.

Zeigt man mir einen einfachen, neuen Trick, dann kann ich ihn am zweiten Tag schon ohne Hilfestellung und wenn wir im Park spazieren gehen, weiß ich genau, wo ich mein Stöckchen am Vortag liegen gelassen habe, auch wenn zwanzig Zentimeter Neuschnee darauf liegen.

Ich bin eben ein kluger Kopf und kein Präsident, der immer noch nicht den Unterschied zwischen Klima und Wetter kennt, der angesichts -35° C in Chicago twittert: Where is global warming now?

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Auf dem Rodderberg

16. 02. 2019  |||   Der Rodderberg ist ein fast zweihundert Meter hoher, erloschener Vulkan, knapp 16 km von unserer Haustür entfernt. Weil er schon seit 250.000 bis 300.000 Jahren nicht mehr ausgebrochen sein soll, hat sich dort ein bekannter Reit- und Jagdclub niedergelassen, der insbesondere bei Vielseitigkeitsreiterinnen und -reitern beliebt ist. Mich haben aber mehr die galoppierenden Pferde interessiert als die Reiter, denn ich habe noch nie so nahe so große Tiere so schnell an mir vorbei rennen gesehen. Da wird der eigene Herzschlag aber rasant schneller.

Frauchen und Herrchen aber meinten, ich solle mich auf sie konzentrieren, nicht an der Leine ziehen und lieber schauen, was wer von den beiden wann von mir will. Das ist zwar immer noch ungemein schwierig, trotzdem freuen sich meine Menschen, dass ich wenigstens kaum mal laut jaule oder leise himpfer, wenn ich andere Hunde oder auch Pferde sehe; so langsam schaffe ich es, andere zu ignorieren und bei Fuß zu gehen und an Herrchens Hand zu knabbern (auch wenn der Geizkragen nie ein Leckerli bei sich hat).

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