Jubiläumsgedanken

28. 02. 2021   |||  Genau vor einem Jahr war ich das letzte Mal in einem anderen Haus in Urlaub, genau vor einem Jahr habe ich das letzte Mal unter einem Tisch in einem Restaurant gelegen. Und so wie die Welt um mich herum erwachsener und ruhiger geworden ist, so bin auch ich in diesem einen Jahr ganz schön gereift. Es scheint, unser Rudel ist noch ein Stück näher aneinander gerückt und ich kann mich völlig entspannt überall dort fallen lassen, wo es mir gerade einfällt; immer kommt nach einiger Zeit ein Zweibeiner mal vorbei und streichelt mir über das Fell. Und wenn nicht, dann muss ich halt mal aufstehen und gegen die eine oder Hand stubsen, um zu sehen, ob jemand ein paar Momente auf ein Bauch- oder Kehlekraulen verwenden kann.

Am Abend liege ich dann neben Monika auf dem Teppich und schaue auf die große Leinwand. Manchmal mache ich die Augen zu, weil ich weiß, jetzt kommt nichts wirklich Interessantes für mich, zum Beispiel die Tagesschau. Aber dann kommt die Erkennungsmeldodie von einer Sendung wie "Move to the country" und ich erwarte, dass die Leute, die auf's Land ziehen wollen, Hunde haben, die ich gleich mit großem Gejaule und Gejubele begrüßen kann. Todsicher ist "Dogs behaving badly", da kann ich nach Herzenslust Hallo schreien und zu einem der Lautsprecher ziehen, um die anderen besser zu hören. Aber ich warte nicht nur auf Hunde, eigentlich mag ich alle Warmblüter ... und die Mainzelmännchen. Manchmal bin ich so laut, dass meine Zweibeiner die Untertitel lesen müssen, um zu verstehen, was da passiert.- Ich weiß, ich soll die Tiere auf der Leinwand leiser und unaufgeregter begrüßen, aber ich muss ja noch ein wenig Entwicklungspotential behalten.

Auf meinen Spaziergängen mit Frauchen habe ich nämlich in den letzten Wochen eine explosionsartige Entwicklung durchlebt, ich kann jetzt sogar ohne an der Leine zu reissen und ohne großes Gezeter oder Jaulen selbst an den fürchterlichen Jack Russels im Park vorbeilaufen. Ich ziehe auch nicht mehr beim morgendlichen Outing in den Park; ich bin so, wie sie es in der Hundeschule für nicht mehr möglich gehalten hatten: leinenführig.

Im Wald -und da bin ich glücklicherweise jeden Tag einmal zum Spazierengehen- darf ich natürlich immer ohne Leine herumlaufen, weil ich nichts und niemanden jage. Wenn ich jemanden kommen sehe, bleibe ich stehen und warte auf meine Leute. Die rufen dann meist auch schon "Fuß" und ich reihe mich neben Frauchen oder Herrchen ein, da habe ich die freie Wahl. Ich nehme immer denjenigen, der zuerst bei mir ist. Wenn uns Hunde entgegen kommen, muss ich entweder zu Frauchen an die Leine, um ihr zu beweisen, dass ich sie wirklich nicht mehr von den Beinen reisse, oder ich muss bei Herrchen ganz eng Fuß gehen und ihm zeigen, dass ich genau auf seine Stimme achte, nicht zu dem anderen Hund laufe oder mich öfter nach diesem umdrehe.

Solange ich vorneweg laufe, ist alles ganz ruhig, wenn ich irgendwo den Anschluss verpasse und hinterher hinke, kommt ein lautes "Weiter" und treibt mich an. Manchmal aber wünschte ich, ich hätte mehr Zeit für mich. Wenn nämlich ein Eichhörnchen vor meiner Nase auf einen Baum hoch rennt, dann würde ich gerne solange zuschauen, bis ich keine Lust mehr hätte. Aber das darf ich leider nicht.

Ich will auf das Eichhörnchen warten!
Ich will auf das Eichhörnchen warten!

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Frühlingsgefühle

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Laschetwetter

07. 04. 2021  |||  Es gibt da einen kleinen Mann in NRW, der heißt Laschet und fungiert zur Zeit als Ministerpräsidentendarsteller und Möchtegernkanzlerkandidat; das schreibe ich jetzt nur schnell auf, weil sich an den Namen wahrscheinlich in zwei, drei Jahren niemand mehr wird erinnern können. Als Politiker nutzt er beide Gehirnhälften gleichzeitig, das bedeutet, er verkündet einen strengen Lockdown mit sofortigen Lockerungen, dynamische Impfgeschwindigkeit und künstliche Verknappung von Impfstoff durch Überbürokratisierung, landesweites Verbot, Schulen in Hochinzidenzgebieten zu schließen, und Verweigerung der Übernahme von Verantwortung für die gerechte Verteilung von Impfstoffen. So darf unser Kreis Werbung machen für eine Kampagne, bei der alle interessierten 60+ Zweibeiner AstraZeneca geimpft bekommen, aber gleichzeitig keine einzige Impfdosis an die Impfzentren weitergeben. Und genau so ist das Wetter: Laschetwetter.

Vor dem Krieg hat man das wohl noch Aprilwetter genannt, aber da hab ich noch nicht gelebt. Letzte Woche hatten wir 24° C im Schatten, seit drei Tagen fällt immer wieder Schnee, am Freitag erwarten wir 18° C. Keiner versteht das Wetter; keine weiß, was das Wetter will; ich wette, auch Herr Laschet nicht.

Da meine Menschen noch immer nicht zu denjenigen gehören, die sich im Rhein-Sieg-Kreis impfen lassen dürfen, befinden wir uns alle zusammen im "freiwilligen" Lockdown. Jeden Tag gibt es morgens und abends die Runden in den Park oder durch die Plantagen. Manchmal mittags eine kurze Runde durch den Adendorfer Wald. Ansonsten sitzen meine Zweibeiner an ihren Rechnern. Die eine arbeitet im Büro, obwohl sie da gar nicht ist, das nennt sie VPN?! So eine Ausrede würde mir nie einfallen; leider. Der andere schwirrt per Mausklick überall an der Ostsee und in Österreich herum und sucht neue Urlaubsziele und Ähnliches, weil er als Optimist davon ausgeht, dass seine Lebenserwartung höher ist als die statistische Wahrscheinlichkeit, dass die Reisebeschränkungen nicht Jahre sondern Dekaden dauern werden.

Eigentlich würde ich auch gerne mal wieder den Sand der Dünen von Groet unter den Pfoten spüren...

Aprilschnee
Aprilschnee

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