Reinkarnation 2


27. 06. 2022 ||| Reinkarnation 2 heißt dieser kurze Artikel, weil es einen mit dem Titel Reinkarnation schon gibt. Und es geht auch ein Jahr später noch einmal um Freund, den sagenumwobenen Schäferhund, der Herrchen in Hamburg in der 70er Jahren hatte.

Freund lebte nach Herrchens Umzug aus der alten Filmemacherei in der Brüderstraße in der Hamburger Neustadt (die eigentlich voller sehr alter Häuser ist) mit ihm in Winterhude in einer Wohnung gegenüber der Kampnagelfabrik, die damals aber noch kein Kulturzentrum war. Die meiste Zeit lebten wir dort zu Viert: Herrchen, Freund, der Schäferhund und Bonnie und Erna, zwei graugetigerte Hauskatzen. Die Katzen wollten und durften nie mit auf Reisen, deshalb blieben sie allein zu Hause, versorgt mit mehreren Katzenklos, einer ganz großen Schüssel Trockenfutter und einem tropfenden Wasserhahn in der Küche. Wenn Freund und Herrchen von Surfaufenthalten zurück kamen, hatten die Katzen nie das ganze Futter aufgefressen.

Freund war ein Allesfresser, damit meine ich nicht, dass er unterwegs dauernd Sachen ins Maul genommen hat. Ich meine, er war es gewöhnt, Trockenfutter zu fressen und Dosenfutter. Frischen Pansen und frisches Fleisch vom Hundemetzger in der Neustadt hatte er besonders gerne; er lief immer schon weit voraus und war schon im Laden, bevor Herrchen dort ankam. Und fast immer war er schon vom Chef und/oder einer Verkäuferin reichlich beschenkt worden, sie wussten, dass Herrchen ein armer Student war.

 

Aber wie die Katzen bekam auch er sein Trockenfutter in einer Portion, fraß sie aber nie sofort auf. Zuerst kam Bonnie an den Napf, nahm sich ein Bröckchen heraus, ging ein paar Schritte zur Seite zu Erna, die nie aus der Hundeschale fraß, und dann nahm sich Freund, was er gerade brauchte.

Weil ich in den letzten Jahren immer wieder Probleme und wiederholt ganz früh morgens Magensaft gespuckt hatte, bekam ich täglich immer nur drei kleine Portionen Futter. Der Tierarzt empfahl ein diätisches Futter, das durch präbiotische Fasern mein Darm-Mikrobiom reguliert. Das Spucken wurde weniger, aber ich fraß manchmal tagelang nichts von den mir dargereichten Portionen, sondern ließ mich ausgiebigst locken, doch wenigstens einen Bissen zu versuchen.

Seit einigen Wochen nun bekomme ich die Freund-Therapie: morgens steht eine volle Tagesration in meiner Schale bereit, und ich kann selbst entscheiden, wann ich wieviel fressen will. Und es klappt! Meist fresse ich am Nachmittag etwa die Hälfte. Bevor alle zu Bett gehen, mache ich mit Frauchen "Zirkus" und danach fresse ich die Schale leer.

Und alle sind glücklich!

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Hitzefrei

05. 08. 2022   |||  Der Sommer tobt draußen mit über 36° C. Wir schleichen schon am Vormittag durch den Wald. Den Rest des Tages verteilt sich unser Rudel: Ich liege im Garten im Schatten der Bambusanpflanzungen, bis es mir zu heiß wird, dann trabe ich in den Keller, wo Frauchen am Schreibtisch sitzt oder einen Roman liest. Herrchen sitzt derweilen an seinem Rechner oben und macht Webseiten oder bearbeitet Fotos oder schneidet einen neuen Film. Gegen fünf treffen wir uns alle in der Küche und es wird gezaubert. Corona verhindert weiterhin, dass ich in Gasthäusern unter Tischen schlafen darf. Meine Leute sind schon zum vierten Mal geimpft, aber der Gesundheitsminister, der gerade selbst an Corona erkrankt ist, plant, dass sich meine Leute demnächst alle drei Monate werden impfen lassen müssen.

Mir egal, ich bleibe im Garten liegen, bis es kühler wird.

Hitzefrei
Hitzefrei

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Tomburg

14. 08.2022  |||  Die Hitze lässt nicht nach. Die Tage vergehen in einem ganz eigenen Rhythmus.

Meist gehen wir schon vor der Mittagssonne in den Wald, meist nach Wachtberg-Adendorf, wo es zwei sehr schöne, schattige Strecken gibt, die eine vom Sportplatz nach links bis fast zur Landstraße, dann nach rechts bis fast zur Autobahn, dort entlang zurück. Die Autobahn sieht man zwar nicht, aber man hört sie. Oder wir gehen nach links los und drehen unsere Runde zum Jagdhaus.

Die anderen Tage verbringen wir im Wald in Villiprott, wo es auch zwei, drei sehr schattige Waldrundwege gibt. Meist parken wir dann vor dem Haus von Viktor, einem riesengroßen Leonberger mit einer wahnsinnigen Bassstimme. Immer wenn wir an seinem Haus vorbeigehend in den Wald abbiegen und wir auf der Höhe des hinteren Gartenzauns sind, dann steht er da, wo die Mauer in einen Maschendrahtzaun wechselt, und bellt. Und ich richte, ein paar Meter bevor meine Menschen Viktor sehen können, mein Nacken- und Rückenfell auf, und zeige Viktor, dass ich auch ein ganz großer bin.

Frauchens Lieblingsrunden sind aber diejenigen von Wormersdorf aus Richtung Todenfeld. Auf diesen Spaziergängen treffen wir fast nie andere Hunde oder Menschen, und so darf ich nach Herzenslust schnüffeln und trödeln, solange ich auf den Wegen sichtbar bleibe. Hier ist der Wald wie in Villiprott Teil des Naturschutzgebietes, so dass ich die Weg nicht verlassen darf und im Frühjahr auch immer an die Leine muss.

Als wir das letzte Mal unsere Runde gehen  wollten, war der Parkplatz mit Schotterbergen besetzt, die in den nächsten Wochen auf die großen Wege verteilt werden sollen. Also haben wir mal wieder die Runde direkt zur Tomburg hinauf gemacht.  Sie ist die Ruine einer Höhenburg, die auf der Basaltkuppe des nördlichsten Vulkans der Hocheifel steht.

Diese Fotos hat Herrchen dort gemacht.

Tomburgritter
Auf der Tomburg
Vor der Ruine
Blick ins Innere
Blick rüber zum Siebengebirge

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